Das Postmonopol im 19. Jahrhundert - ein heiliger Gral von allen deutschen Staaten sorgfältig
gehegt und gepflegt. Und doch gab es im deutschen Kaiserreich ein Nebeneinander von staatlichem
Reichsadler und privater Brieftaube. Einfallstor für diesen Einbruch der Privatwirtschaft in
die Domäne der staatlichen Post war eine erst am 31. März 1900 geschlossene Lücke im Postgesetz
die für mehr als ein Jahrzehnt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den beiden
Protagonisten führte. Mit den Privaten kam ein frischer Wind in die Postlandschaft. Auch wenn
deren Geschäftsmodelle in erster Linie auf den Ortsbriefverkehr beschränkt waren zeichneten
sich die erfolgreichen privaten Unternehmer durch ihre Kundennähe und Flexibilität aus. Mit
ihren Briefmarken schufen sie eine neue Bildsprache lange bevor die staatliche Post über
Motive wie Baudenkmäler oder Stadtwappen nachdachte. Der steinige Weg der privaten
Postdienstleister in Freiburg veranschaulicht die Privatpostzeit am Beispiel engagierter aber
wenig erfolgreicher Unternehmer in einer mittelgroßen Stadt: Von den Unzulänglichkeiten der
frühen Jahre über nicht realisierte Planungen während der zweiten Gründungswelle bis hin zu
zwei letztendlich gescheiterten Versuchen 1895 und 1897 immer zuverlässig begleitet vom
verdeckten Kampf der Reichspost gegen die ungeliebte Konkurrenz.