Lange Zeit wurde der Jakobusbrief an Paulus gemessen. Das verstellte den Blick auf sein eigenes
Profil. Die Forschung etwa der letzten drei Jahrzehnte hat die »stroherne Epistel« die so
spröde nicht ist wie es das Urteil Martin Luthers nahelegt rehabilitiert. Ein in der
kirchlichen Tradition sonst unbekannter Jakobus schreibt einen paränetischen Brief in welchem
er christliche Gemeinden seiner Umwelt unterweist den ihnen im Glauben gewiesenen Weg in
Bindung an das »Wort der Wahrheit« und in Abgrenzung von der gottfeindlichen »Welt«
fortzuschreiten. Leidenschaftlich plädiert Jakobus für ein im Glauben und Tun gleichermaßen
bestimmtes Leben das sich von der Weisheit Gottes lenken lässt. Er zeichnet ein praktisches
Christentum mit klarem Sozialethos ohne jedoch theologische Kompetenz vermissen zu lassen. Der
Brief hat wenig Zeit- und Lokalkolorit doch sprechen verschiedene Indizien für eine Entstehung
in Rom nicht vor Beginn des 2. Jahrhunderts. Auch wenn er nur zögerlich in den Kanon gelangte
bleibt er ein wichtiges Zeugnis biblischer Tradition die Rainer Metzner kompetent und
anschaulich darstellt und kommentiert.[The Epistle of James]For a long time the Epistle of
James has been judged mainly in relation to Paul. This obscured the view on its own distinct
profile. The research of the last three decades has rehabilitated the epistle which is not as
dry as its characterization by Luther as an epistle like straw« suggests. James a person
otherwise unknown in the ecclesial tradition writes a paraenetic letter teaching the Christian
communities in his setting to pursue the path which has been shown to them in faith clinging
to the »word of truth« and rejecting the God opposing »world«. Passionately he advocates a life
which is determined in faith and practice likewise by the wisdom of God. He draws a picture of
a practical Christianity with clear social ethics but not without theological competence. The
epistle displays only few traits of its local and historical context but there is some
evidence that it was written in Rome not before the beginning of the second century.