Der englische Kleriker John Fisher (* 1469 + 1535) erkannte als einer der ersten kirchlichen
Theologen die Tragweite von Luthers Kritik an der menschlichen Willensfreiheit für das
Gottesbild die Gnadenlehre und die Pastoral. Innerhalb seiner 1523 gedruckten
Kontroversschrift Assertionis Lutheranae confutatio entwickelte Fisher eine minutiöse
Widerlegung der von Luther in der Assertio omnium articulorum (1520) bekräftigten Ablehnung der
Willensfreiheit. Ungeachtet seiner scholastischen Ausbildung argumentierte er gegenüber Luther
primär mit der Heiligen Schrift und den Kirchenvätern. Die vorliegende Arbeit erschließt mit
dem 36. Artikel der Assertionis Lutheranae confutatio einen Text für die Forschung dem
innerhalb der Freiheitsdiskurse im Zeitalter der Reformation eine große Bedeutung zukommt.
Fünfhundert Jahre nach dem Erscheinen der Assertio Luthers wird damit ein Beitrag zur
Geschichte der Kontroverstheologie geleistet der auch die epistemischen Umbrüche in den sich
überlagernden Konstellationen von Scholastik und Renaissance-Humanismus konturiert die im
theologischen Schaffen Fishers zutage treten. Zu diesem Zweck wird Fishers lateinischer Text
neu ediert ins Deutsche übertragen und kommentiert.