Die Novemberrevolution 1918 brach als Folge des verlorenen Ersten Weltkriegs mit den
herrschenden Machtverhältnissen im Deutschen Reich. Kapp-Putsch und Folgekämpfe zwischen
Reichswehreinheiten und Roter (Ruhr-) Armee stehen am Ende dieser revolutionären Phase.Ingrid
Wölk begreift die sechs turbulenten Jahre zwischen Kriegsbeginn 1914 und der blutigen
Niederschlagung der nach dem Kapp-Putsch noch bewaffneten Arbeitertruppen 1920 als Einheit. Am
Beispiel der Stadt Bochum verortet die langjährige Leiterin des Stadtarchivs - Bochumer Zentrum
für Stadtgeschichte das weltweite wie nationale Geschehen lokal: vom August-Erlebnis über die
totale Indienstnahme der Heimatfront zu Kriegszwecken bis zur sukzessiven Entfremdung von
Heimat und Front die Krieg und Kaiserreich ein Ende setzten. Die Ereignisse mündeten nicht in
friedliche Zeiten sondern in eine Vielzahl von Konflikten zwischen Kapital und Arbeit Militär
Politik und Verwaltung. Die Unzufriedenheit mit anhaltend schlechten Arbeits- und
Lebensbedingungen brach sich Bahn in Massenstreiks und -protesten denen Belagerungs- und
Ausnahmezustände folgten. Doch der Band zeigt auch eine Entwicklung in Richtung der ersten
deutschen Demokratie auf die etwa Frauen das Wahlrecht brachte. Gleichzeitig schwang sich in
Bochum die Kultur zu neuen Höhen auf. Der Aufbruch 1919 dessen 100-jährige Wiederkehr 2019
gefeiert wurde ist umso erstaunlicher als er sich vor dem Hintergrund bürgerkriegsähnlicher
Zustände in der Stadt entfaltete.Dieser Band stützt sich auf zwei Ausstellungen im Stadtarchiv
- Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte und eine Vielzahl dort zum Teil erstmals präsentierter
Objekte und Dokumente. Sie illustrieren eine fesselnde Zeit des Umbruchs die in der Geschichte
des 20. Jahrhunderts lange ein Schattendasein geführt hat.