Der inhaltliche Einfluss des biblischen Glaubens auf die abendländische Philosophie ist ein
unleugbares und allgemein bekanntes Faktum. Weniger bekannt ist jedoch der Umstand dass sich
die Philosophie ihrerseits von der Spätantike bis in unsere Zeit mit dem Text der Heiligen
Schrift auseinandergesetzt hat um die darin enthaltenen Einsichten über Gott Welt und Mensch
auf ihren Wahrheitsanspruch hin zu prüfen und mit dem natürlichen Vernunftdenken in Einklang zu
bringen. Der vorliegende Band zeichnet die vielstimmige und komplexe Geschichte dieses Modells
einer philosophischen Schriftauslegung anhand von zehn Autoren aus dem 3.-20. Jahrhundert nach
die sich gegenüber der These einer grundsätzlichen Harmonie von biblischer Offenbarung und
philosophischer Vernunft teils positiv teils kritisch positioniert haben. Daran wird erkennbar
dass ein inhaltlicher an der Wahrheitsfrage orientierter Dialog zwischen diesen beiden Formen
der Wirklichkeitsdeutung nach wie vor unverzichtbar ist und nicht vorschnell einer
Re-Mythisierung der Welt und des Göttlichen unter nachmetaphysischen Vorzeichen geopfert werden
sollte.