Einige der zentralen Ereignisse in der Thebais des Statius (1. Jh. n. Chr.) geschehen heimlich
bei Nacht. Dazu zählen nicht nur Überfälle die den Bruder- bzw. Bürgerkrieg um Theben
vorantreiben sondern auch heimliche Taten im Zeichen der pietas die sich gegen die Auswüchse
des in der Thebais allgegenwärtigen nefas richten. Die große Zahl der Umfang und die
thematische Bandbreite dieser Passagen sind bemerkenswert denn schließlich stellen heimliche
Nachtaktionen in den anderen antiken Epen meist Ausnahmen dar und dienen vornehmlich
militärischen Zwecken. Diese Studie untersucht die Bedeutung der heimlichen Nachtaktionen in
der Thebais. Sie zeigt auf dass die spezifische Ausprägung dieser epischen Bauform mit der
besonderen Thematik des Epos korrespondiert: Zentrale Aspekte wie die Auswirkungen des
Bürgerkrieges auf die Menschlichkeit der Akteure und Akteurinnen die Auflösung von
Geschlechtergrenzen die Einflussnahme der Unter- auf die Oberwelt und die Frage nach der
Vermittlung von Ruhm im Kontext eines verhängnisvollen Konflikts werden in den heimlichen
Nachtaktionen besonders akzentuiert.