Nicht alle Klöster und Stifte verschwanden mit der Einführung der Reformation aus der
evangelischen Stadt. Wie aber gestaltete sich die Beziehung von evangelischen und altgläubigen
religiösen Gemeinschaften zur Stadtgesellschaft? Anhand der westfälischen Autonomiestädte Soest
und Herford zeigt die Studie von Anna Krabbe dass religiöse Gemeinschaften im 16. Jahrhundert
in vielerlei Hinsicht in die Stadt integriert blieben - teilweise sogar unabhängig von ihrer
Konfession. Funktionale Bindungen im Bereich der Seelsorge Bildung Caritas und Jurisdiktion
reduzierten sich zwar teilweise stark brachen aber nicht vollständig ab. Auch ökonomische und
soziale Verflechtungen bestanden fort. Klöster und Stifte traten in der Stadtöffentlichkeit
zwar zunehmend in den Hintergrund wurden aber weder topographisch noch symbolisch oder
kommunikativ unsichtbar. Inseln in der evangelischen Stadt wurden die religiösen Gemeinschaften
nur in Einzelfällen. Klöster Stifte und ihre Mitglieder blieben ein Teil der
Stadtgemeinschaft. Das 16. Jahrhundert fungierte so als Übergangsperiode in der neue Formen
der Koexistenz und des Zusammenlebens ausgehandelt wurden.