Während die Montan- und Schwerindustrie des Ruhrgebiets im ausgehenden 19. Jahrhundert einen
gewaltigen Aufschwung erlebte wurden die fiskalischen Bergwerksgruben im Freiberger Revier
1913 erstmalig stillgelegt. Im Ruhrgebiet wurde die Steinkohle- und Stahlindustrie von einer
enormen Bilderindustrie begleitet welche den wirtschaftlichen Boom medialisierte und ins
öffentliche Bewusstsein brachte. Andere Bergbaureviere insbesondere die des Erzbergbaus sind
in der kollektiven Vorstellung im Vergleich zur visuellen Präsenz des Ruhrgebiets fast
unbekannt. Wie sahen hier die sich im Kaiserreich vollziehenden Prozesse der Industrialisierung
aus und welche Folgen hatte sie für den Menschen? Anhand fotografischer Bilder aus dem Bestand
des Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg erörtert die Publikation Aspekte von Arbeit Alltag und
Technik in dem vom Erzbergbau geprägten Freiberger Revier das in seiner mittleren Größe
repräsentativ ist für die vielen kleineren Reviere dieser Zeit. Im Freiberger Revier waren
zudem die Konsequenzen des sich globalisierenden Handels besonders deutlich zu spüren: Wegen
aus dem Ausland importierter Erze und der Aufgabe des Silberstandards als Währung wurde der
regionale Erzbergbau ökonomisch unrentabel und läutete den Niedergang des Reviers herbei.
Örtliche Fotografen wie Karl August Reymann reagierten auf diesen Zeitenwandel und Verlust
traditioneller Lebensweisen und erfassten die Kultur des Bergbaus ihrer Heimat in vielfältigen
Facetten. Die Texte erläutern den Entstehungszusammenhang des reichhaltig ausgestatteten
Bildteils und bieten Einblicke in die unbekannte Bildwelt des Erzbergbaus der Jahrhundertwende.