Traditionell wird das frühneuzeitliche Bistum Paderborn als Muster einer gelungenen
katholischen Konfessionalisierung angesehen. Danach überwand hier die katholische
Landesherrschaft um 1600 jeden Widerstand durch rigorose Konfessionspolitik. Der Katholizismus
galt als Garant politischer Stabilität. Und noch über ihr faktisches Ende im Zeichen der
Säkularisation soll diese Ordnung als regionale Identitätsstiftung wirksam geblieben sein.An
dieses Geschichtsbild trägt der vorliegende Band Fragen heran. Sie sind angeregt durch eine
jüngst erneuerte Kritik des Konfessionalisierungsparadigmas an sich die das Zusammenwirken von
Religion und Herrschaft etwa im Sinne der Disziplinierung der Gläubigen als Untertanen
infrage stellt. Statt die Konfessionalisierung als Projekt von oben aufzufassen scheint eine
Perspektive auf ihre Prozesse von unten lohnend. Entsprechend richtet sich dabei der Blick auf
Konflikte und Subversionen auf den Umgang mit Abweichungen und Pluralität.Hervorgegangen ist
der Band aus einer interdisziplinären Tagung die im Juni 2019 an der Theologischen Fakultät in
Paderborn stattgefunden hat. Die hier versammelten Fallstudien zeigen auf wie und warum
verschiedene gesellschaftliche Akteure im Paderborner Hochstift der Frühen Neuzeit ihr
Katholisch-Sein behaupteten oder ablegten konfessionelle Normen übernahmen sie ablehnten oder
nach ihren Vorstellungen formten. Schließlich soll dieses Buch mit der Erhellung von
Forschungsdesideraten und -perspektiven zur weiteren Beschäftigung mit diesem Thema anregen.