Im Jahre 1902 erhielt Theodor Mommsen den Nobelpreis für Literatur. Verliehen wurde er für ein
Werk das ein Torso war: seine Römische Geschichte. Der IV. Band der die Geschichte der
Kaiserzeit bis zum Zerfall des Imperiums hätte behandeln sollen ist nie erschienen. Über die
Gründe für das Ausbleiben dieses Bandes ist viel gerätselt worden. Die Hoffnung daß es an
irgendeiner Stelle doch noch ein Manuskript der Kaisergeschichte gebe hat sich nie erfüllt
inzwischen weiß man daß nur einige Abschnitte geschrieben wurden die bei dem Brand in
Mommsens Haus im Juli 1880 überdies weitgehend zerstört worden sind. Obwohl Mommsen 20 Semester
lang - von 1863 bis 1886 - über die Kaisergeschichte Vorlesungen gehalten hat galt es lange
als ausgemacht daß sie sich nicht rekonstruieren ließen: Die erhalten gebliebenen Mitschriften
waren zu lückenhaft und voller Hör- und Verständnisfehler. 1980 fand Alexander Demandt
überraschend in einem Antiquariat eine vollständige Nachschrift der Kaiserzeitvorlesung deren
hohe Qualität sich sehr bald erwies. Auf dieser Nachschrift beruht Barbara und Alexander
Demandts Edition. Damit haben wir zwar nicht den fehlenden IV. Band der Römischen Geschichte
aber doch ein Buch das uns Mommsens Bild der Kaiserzeit vermittelt. Die Römische
Kaisergeschichte tritt damit neben andere postum veröffentlichte Vorlesungen die aus unserer
Kultur nicht mehr wegzudenken sind: Hegels Geschichtsphilosophie Burckhardts
Weltgeschichtliche Betrachtungen oder Droysens Historik. Ob Mommsens Kaiserzeit-Vorlesung eine
vergleichbare Bedeutung gewinnen wird muß die Nachwelt entscheiden. Daß mit ihr eine große
Darstellung der Epoche vorliegt - daran wird niemand ernsthaft zweifeln.