Johann Gottlieb Fichte (19. Mai 1762 - 29. Januar 1814) gehört zu den interessantesten Figuren
der deutschen Geistesgeschichte. Er beeindruckt durch die Kühnheit seiner Gedanken und die
Wucht seines philosophischen Entwurfs. Die Welt ist für ihn kein statisches System sondern
dynamischer Ausdruck eines Handelns. Fichte versuchte Gott und die Welt aus dem Bewusstsein
als solchem zu verstehen. Fichte war jedoch nicht nur Philosoph. Er war auch ein politisch
engagierter Schriftsteller und Redner. Theorie war ihm nicht genug. Er verstand sich selbst
hauptsächlich als ein Mann der Praxis. Heinrich Heine schrieb über ihn: Bei Kant hatten wir nur
ein Buch zu betrachten. Hier aber kommt außer dem Buch ein Mann in Betrachtung in diesem Mann
sind Gedanke und Gesinnung eins und in solch großartiger Einheit wirken sie auf die Mitwelt.
Fichte erscheint vielen Zeitgenossen als ein Mann aus einem Guss.Manfred Kühn untersucht dieses
Verhältnis von Gedanke und Buch Gesinnung und Leben in seiner Fichte-Biographie. Auf den
neuesten Quellen fußend zeigt er dass die großartige Einheit von Leben und Werk ein Mythos
ist. Wie bei vielen seiner romantischen Zeitgenossen ist Fichtes Leben eher von Zerrissenheit
Spannungen und Unstimmigkeiten sowie von äußeren politischen Entwicklungen gekennzeichnet. So
wird deutlich wie eng Fichtes Größe und Verhängnis miteinander verbunden waren.