Seit dem Wiener Kongress von 1815 gibt es die deutsche Frage. Es ist die Frage nach der
staatlichen Organisation des deutschsprachigen Raumes in Mitteleuropa. In seiner zweibändigen
Geschichte der deutschen Außenpolitik folgt Gregor Schöllgen dem schwierigen Weg Deutschlands
von einem passiven Ordnungsfaktor im europäischen Staatensystem zu einem souveränen und
integrierten Nationalstaat in der globalisierten Welt. Das 1871 gegründete Deutsche Reich so
sein Befund war stark und schwach zugleich. Es war zu stark für das Gleichgewicht der Kräfte
in Europa - und zu schwach um dieses Europa von seiner deutschen Mitte aus dominieren zu
können. Der dennoch immer wieder unternommene Versuch dieser halbhegemonialen Stellung zu
entkommen mündete in die Katastrophe zweier Weltkriege. Die Teilung Deutschlands war die
Folge. Dass die Deutschen diese akzeptierten war die Voraussetzung für die neuerliche
Vereinigung ihres Landes. Die beiden Bände verfolgen diesen Weg über beinahe zwei Jahrhunderte
im Spiegel der Außenpolitik des Deutschen Bundes und des Kaiserlichen Deutschland der Weimarer
Republik und des Dritten Reiches des geteilten und des wieder vereinigten Deutschland.