Die Romane Heimito von Doderers sind spannend handlungsstark figurenreich und sehr sehr
komisch - 50 Jahre nach dem Tod des Autors allerdings bilden sie einen fast vergessenen
literarischen Kontinent. Dieser ist jetzt neu zu entdecken. Der Wiener Literaturkritiker Klaus
Nüchtern folgt bei seiner Durchquerung des "Kontinents Doderer" strikt der eigenen Neugierde.
Er durchmisst ganz Sibirien wo der Autor im Kriegsgefangenenlager zum Schriftsteller wird und
steigt die Stufen nicht nur der berühmten Strudlhofstiege hinauf sondern auch ins Souterrain
schlecht ausgeleuchteter Hausflure herab wo die von Doderer inbrünstig gehassten Hausmeister
hausen. Akribisch aber nie akademisch kritisch aber nie verbissen wird Doderers
verschlungener Weg vom NSDAP-Mitglied zum gefeierten Über-Österreicher der Nachkriegszeit
verfolgt. Nüchtern registriert die restaurativen Tendenzen Doderers ebenso wie dessen
Tuchfühlung mit der Avantgarde und weist unter anderem nach dass der passionierte Voyeur und
arrogante Kinomuffel erstaunlich viel mit Alfred Hitchcock zu tun hatte.