Léopold Sédar Senghor (1906 - 2001) war nicht nur der erste Präsident des unabhängigen Senegal.
Er war darüber hinaus eine Symbolfigur des Dialogs der Kulturen nach dem Ende der Kolonialzeit.
1968 wurde er dafür mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Seine Vision
einer postkolonialen Moderne wollte das Monopol des Westens brechen und setzte doch auf
Verständigung. Hans Belting und Andrea Buddensieg unternehmen die erste umfassende Würdigung
Senghors und seines Lebenswerks in deutscher Sprache. Als junger Mann ging Senghor nach Paris
wo er früh Anerkennung als Dichter und die Bewunderung Jean-Paul Sartres fand. 1945 wurde er
Abgeordneter der Französischen Nationalversammlung später dann Mitglied des Europarats in dem
er ebenso vehement wie vergeblich für ein vereinigtes Europa unter Einschluss Afrikas warb.
Seine Vision einer wahrhaft universellen Zivilisation einer humanen Weltordnung in der sich
Afrika gegenüber dem Westen nicht länger assimilieren müsse stellte die Kunst ins Zentrum. So
förderte Senghor ab 1960 als Präsident des jungen Senegal die Kunst in einem Ausmaß das in
Afrika einmalig war. Hans Belting und Andrea Buddensieg blenden in ihrem eindrucksvollen
einfühlsamen Buch in ein vergessenes Kapitel des postkolonialen Aufbruchs in Afrika zurück. Die
Weltgeschichte nahm einen anderen Weg als den von Senghor gesuchten - aber vielleicht keinen
besseren.