Die frühen Christen bildeten keineswegs eine homogene Gruppe geschweige denn eine Kirche. Von
ihrem Wirken in der Welt aber auch von den Irritationen die sie bei Zeitgenossen auslösten
handelt dieses Buch. Es soll zugleich die modernen Leser irritieren: Die antiken Christen sind
durch eine lebendige Erinnerung und durch ein gemeinsames textliches Erbe - die Bibel - eng mit
der heutigen Welt verbunden selbst für diejenigen die dem christlichen Glauben fernstehen.
Allenthalben stoßen wir auf Kirchengebäude christliche Feiertage rhythmisieren unsere Zeit
weite Teile der Kunst sind durch christliche Motive geprägt selbst noch in der Persiflage.
Doch die sichtbare Nähe kann eine scheinbare sein. Vieles an den frühen Christen ist uns fremd
und weit entfernt von dem was heute als Christentum gilt. Dieser doppelten Irritation - aus
der Sicht der Heutigen und der antiken Zeitgenossen - geht der Autor des vorliegenden Buches
nach und lässt uns die Fremdheit eines nur scheinbar vertrauten Christentums erkennen. Zugleich
fragt er danach wie eine kleine sozial schwache Gruppe aus der Peripherie sich ausbreiten
konnte und welchen Herausforderungen ihre Angehörigen sich gegenübersahen. So legt er auch
keine lineare Geschichte vom Urchristentum zur Großkirche vor. Es wird vielmehr deutlich dass
die Geschichte der Christen keiner zwingenden inneren Logik folgt und auch nicht durch höhere
Kräfte bestimmt scheint. Stattdessen lassen zahlreiche Beispiele erkennen wie sich frühe
Christen in bestimmten Situationen um Problemlösungen bemühten und unterschiedliche Wege
diskutierten - von denen sich manche aber nie durchsetzten. Was wir erkennen ist mithin auch
keine folgerichtige Entwicklung sondern eine tastende gleichsam experimentelle Bewegung die
sich oft hinter späteren Dogmen und Konzilsbeschlüssen verbirgt.