Ist Russland ein neoimperialistischer Staat der seine Nachbarn drangsaliert oder bloß das
unschuldige Opfer westlichen Expansionsdranges? Weder das eine noch das andere so argumentiert
Martin Aust denn in den aufgeheizten Debatten der Gegenwart wird unterschätzt dass Russland
seit 1991 in einem postimperialen Raum agiert der zuvor über Jahrhunderte vom sowjetischen und
zaristischen Imperium beherrscht wurde. Der Untergang der Sowjetunion verlief im
welthistorischen Vergleich relativ unblutig. Doch er hinterließ ein Erbe das bis heute
fortwirkt. Die wirtschaftliche Arbeitsteilung verschwand ebenso wenig wie die starke ethnische
Vermischung innerhalb des Reichsverbands. Und die neu entstehenden Nationalstaaten ließen
Minderheitenkonflikte eskalieren die im imperialen Zusammenhang ruhig gestellt gewesen waren.
Doch auch in der Zentrale selbst wirkten imperiale Denkweisen und Institutionen fort. Es wird
seitdem in Russland intensiv darum gerungen wie mit dem imperialen Erbe umzugehen sei und was
es für die Gegenwart bedeutet. Martin Aust zeichnet alle diese Probleme und Debatten nach und
zeigt wie wichtig sie sind um die gegenwärtige Politik Russlands wirklich zu verstehen.