Kurt Drawerts «Spiegelland» ist ein zentraler und furios-schöner Roman über die persönliche und
politische Zäsur des Endes der DDR und eine hoch belastete Vater-Sohn-Beziehung über die
Formen der Zurichtung von Geist und Körper und deutsche Unterdrückungsgeschichte. Poetisch
radikal erschütternd komisch und ein Fanal des Widerstands der Literatur. Unmittelbar nach
dem Ende der DDR schrieb Kurt Drawert den Roman «Spiegelland» der eines der eindrucksvollsten
und bedeutendsten Zeugnisse über die historischen und biografischen Brüche ist die diese
dramatische Zäsur in unserer Geschichte zugleich hervorgerufen und sichtbar gemacht hat. Mit
einem eigenwilligen poetischen Furor der einen mitunter an Thomas Bernhard denken lässt
schreibt Drawert in diesem radikalen und ergreifenden Text der vor allem auch die Geschichte
einer scheiternden Vater-Sohn-Beziehung ist gleichzeitig über die Mechanismen der Repression
in der DDR hinter denen eine lange deutsche Unterdrückungshistorie steckt. In der Beschreibung
des Vaters und damit auch des «Autoritären Charakters» wird ein deutsches Trauma kenntlich
auch wie die Sprache der Zurichtung funktioniert und wie sich die poetische Sprache ihr
widersetzt. Wie schreiben sich Lebenszerstörung und -verarmung über sprachliche Formeln
Schweigen Gesten Züchtigung und Versagung in Geist und Körper ein? Und inwieweit ist große
Literatur wie dieser Roman auch ein Akt des Widerstands und der Befreiung? Mit dieser Ausgabe
wird «Spiegelland» ein Text der sich seine Frische und Wucht unverändert bewahrt hat wieder
zugänglich ergänzt um einen Essay.