DIE DEUTSCHE REGIERUNGSBANK - EIN UNGEWÖHNLICHER BLICK AUF UNSERE DEMOKRATIE Die
Regierungsbank? Oft hat man sie in den Nachrichten gesehen sie gehört zum politischen
Inventar. Dennoch sollten wir uns hüten in ihr nichts weiter als belangloses Funktionsmobiliar
zu sehen. An der deutschen Regierungsbank lässt sich vielmehr ablesen wie sehr Prägungen aus
der langen Epoche der Monarchie noch hundert Jahre nach deren Untergang in unserer Demokratie
nachwirken. Obwohl dort heute gewählte Politiker sitzen haben die Regierungsplätze auf ihre
Weise den früheren Thronraum beerbt und partizipieren weiter an dessen Aura einer
überparteilichen Neutralität. Ihre Ansiedlung in hervorgehobener Randlage behindert bis heute
den Dialog zwischen Parlamentariern und Regierungsmitgliedern: Sie gibt einer kommunikativen
Gehemmtheit Ausdruck die den Alltag der deutschen Demokratie nach wie vor belastet. In seiner
Studie über die Regierungsbank präsentiert Christoph Schönberger eine ebenso ungewöhnliche wie
erhellende Perspektive auf die zentrale Institution unserer Demokratie. Er untersucht wie
verschieden parlamentarische Plenarsäle ihre Regierung in Szene setzen und so jeweils ein
besonderes Verständnis von Demokratie ausdrücken: Ob die Regierungsvertreter in die vorderen
Abgeordnetenreihen integriert sind (wie in Großbritannien und Frankreich) ob man sie von den
Parlamentariern absondert (wie in Deutschland) oder gleich ganz aus dem Plenarsaal verbannt
(wie in den USA) ob die ganze Saalarchitektur autoritär auf eine erhöhte Regierungsbank
ausgerichtet wird (wie in China) oder die Regierung sich mitten in der Kampfarena der
parlamentarischen Debatte wiederfindet (wie in Italien): In ihrer räumlichen Vielfalt erzählen
die Plenarsäle eigenwillige Geschichten denen Schönbergers Buch gewidmet ist. Für alle
Leser:innen von Roger Willemsen Das hohe Haus Eines der lesenswertesten Bücher die jemals
über das deutsche Parlament geschrieben wurden Warum die parlamentarische Sitzordnung unserer
Demokratie widerstreitet