Ein heutiger Leser ist von Leibniz' Versuch die gesamte Welt in strenger Wissenschaftlichkeit
restlos rational erklärbar zu machen zugleich fasziniert und befremdet. Erstaunt muß er
feststellen daß Leibniz seiner Zeit weit voraus Entdeckungen späterer Jahrhunderte schon
vorweggenommen hat. Andererseits muten ihn manche metaphysischen Annahmen zunächst abstrus an
etwa: Die individuellen Einheiten bringen ohne reale Einwirkungen von außen die gesamte Abfolge
ihrer Vorstellungen aus dem eigenen Inneren hervor. Daher läßt sich jederzeit (auch schon im
Stadium reiner Möglichkeit) die gesamte Lebensgeschichte lückenlos allein aus ihrem Begriff
ableiten. Das vorliegende Buch unternimmt es Leibniz' Gedanken nicht bloß darzustellen und
historisch zu dokumentieren sondern spürt den ihnen zugrundeliegenden Fragen und
wissenschaftlichen Anliegen nach und versucht ihre argumentative Begründung genau
nachzuzeichnen. So dürfte auch das zunächst Befremdliche nachvollziehbar und gegebenenfalls
nachprüfbar werden. Folglich ist was immer geschehen ist geschieht und geschehen wird
bestens und daher notwendig aber wie gesagt auf Grund einer Notwendigkeit die der Freiheit
nichts benimmt weil sie auch nicht den Willen und den Vernunftgebrauch einschränkt. Gottfried
Wilhelm Leibniz