Eine literarische Wiederentdeckung - Zum 50. Todestag von Carlo Levi am 4. Januar 2025
Im Jahr 1958 reist der weltberühmte Autor von "Christus kam nur bis Eboli" nach Deutschland.
Von Mussolinis Regierung war er verhaftet in die Verbannung geschickt und später ins Exil
getrieben worden. Nun sieht er von München bis Berlin wundersam wiederaufgebaute Städte und
Fabriken grellen Luxus und glitzernde Macht - und darunter das Schweigen die Verdrängungen
die Verwüstungen die die Vergangenheit in den Menschen hinterlassen hat. Levi
lässt sich durch Münchner Nachtlokale treiben und spricht mit Sudetendeutschen die in den
Baracken des KZ Dachau untergebracht sind. Er streift über Berliner Weihnachtsmärkte erhält
eine Privatführung durch das geschlossene Pergamonmuseum wird dort Zeuge der Rückkehr von
Kunstwerken die während des Kriegs nach Moskau verbracht wurden und uriniert in die Ruinen
von Görings Villa beim Brandenburger Tor. Mit seinem ethnographischen Röntgenblick schaut Levi
in die menschlichen Abgründe von Nachkriegsdeutschland und horcht in die "hohle Stille aus
Fragen und Erschütterung". Sein sprachmächtiger Reisebericht der sich nie zur Anklage erhebt
besticht durch seinen feinen warmherzigen Ton. Er ist ein eindrucksvolles Zeugnis von den
Spuren einer gewalttätigen Geschichte in einem ganzen Land.