In den Untersuchungen zur Gesetzgebungsgeschichte des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des
Norddeutschen Bundes dominierte bisher die Analyse des so genannten Kodifikationsstreites
zwischen dem Heidelberger Rechtsgelehrten Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840) und seinem
Berliner Kollegen Friedrich Carl von Savigny (1779-1861). Der Ausgang dieser Kontroverse ist
hinlänglich bekannt: Das von Thibaut geforderte Nationalgesetzbuch kam nicht zustande. Wohl aus
diesem Grunde wird Savigny immer wieder als Sieger im Kodifikationsstreit bezeichnet. Diese
Studie zeigt dass im Gegensatz zur geläufigen Vorstellung in der gesamten ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts eine lebhafte Diskussion über die deutsche Rechtseinheit geführt wurde und
dass eine nationale Gesetzgebung keineswegs an dem kodifikationsfeindlichen Standpunkt der
Rechtswissenschaft scheiterte. Sie geht darüber hinaus der Frage nach ob und wie sich die
Forderung nach deutschen Nationalgesetzbüchern in der gesetzgeberischen Tätigkeit der Staaten
des Deutschen Bundes auswirkte.