Der Historiker Jörn Rüsen steht in der Tradition Johann Gustav Droysens. Er fügt
phänomenologische wissenschaftstheoretische erkenntnistheoretische methodologische
geschichtsphilosophische erzähl- und kulturtheoretische Überlegungen in einen einheitlichen
Argumentationszusammenhang der den Grundlagen dem Status und der Funktion des historischen
Denkens gewidmet ist. Die anthropologisch-universellen Grundlagen dieses Denkens werden ebenso
dargelegt wie der innere Aufbau der Geschichtswissenschaft als kognitives Gebilde und dessen
kulturelle Funktion in der menschlichen Lebenspraxis erörtert werden. Zentraler Gesichtspunkt
der Theorie ist der »Sinn« dessen was als Geschichte erkannt wird und damit verbunden der
Sinn des historischen Denkens im Allgemeinen und in seiner Form einer modernen
Kulturwissenschaft im Besonderen. Rüsens anthropologisch fundierte Darstellung der
theoretischen und methodischen Grundlagen der Geschichtswissenschaft nimmt eine Mittelstellung
zwischen modernem Wissenschaftlichkeitsanspruch und postmodernem Konstruktivismus ein.