In Medien und politischen Diskursen der Gegenwart ist Leiden ein fraglos gegebener Gegenstand.
Zwar werden Möglichkeiten und Grenzen der Darstellung debattiert und das Reden über Leiden
wirft die Frage angemessenen Handelns auf. Doch dem Sachverhalt des Leidens eignet jene
Selbstverständlichkeit die uns sein Erscheinen mit unmittelbarem Erkennen quittieren lässt.
Ist solches Leiden zunehmend auch Gegenstand sozialwissenschaftlicher Gegenwartsanalysen
geworden so kritisieren anthropologische Studien das Handeln mit der Selbstverständlichkeit
von Leiden und befragen es auf seine Genese. Das Heft befasst sich aus dieser Perspektive mit
Praxis Verhandlung und Erfahrung von Leiden in mittelalterlicher Religiosität
frühneuzeitlichen Schlachten und Hungerkrisen sowie im modernen Humanitarismus.