Europa ist mit rund 250 Mio. Sprechern slawischer Sprachen zu über einem Drittel "slawisch".
Was bedeutet das für das Verständnis europäischer Kultur und Geschichte? Verfügt der
slawischsprachige Bevölkerungsteil Europas über ein besonderes "slawisches" Bewusstsein eine
spezifische "slawische" Kultur und Geschichte? Ausgehend von dieser Frage erzählt Eduard
Mühle die Geschichte der "Slawen" im Mittelalter völlig neu. Auf der Grundlage eingehender
Quellenstudien entwirft er eine doppelte Perspektive. Zum einen beschreibt er die realen
historischen Strukturen - von den "frühslawischen" Bevölkerungsgruppen und ihren ersten
Herrschaftsbildungen im 7. bis 9. Jahrhundert über die slawischsprachigen Reiche und nationes
des 10. bis 12. bis zu den spätmittelalterlichen Gesellschaften des 13. bis frühen 15.
Jahrhunderts . Zum anderen untersucht er die Fremd- und Selbstbilder mit deren Hilfe die
"Slawen" seit dem 6. Jahrhundert immer wieder als ein kulturelles Konstrukt entworfen bzw.
"erfunden" worden sind und zeigt wie diese Bilder schon im Mittelalter in verschiedenen
Kontexten und zu unterschiedlichen Zwecken geschichtspolitisch instrumentalisiert wurden.