Wie keine andere Berufsgruppe waren Mediziner in die Rassen- und Vernichtungspolitik des
Dritten Reiches involviert. So beteiligten sich Ärzte als Kliniker Wissenschaftler und
Gutachter an den Zwangssterilisationen und Euthanasiemorden. Und auch die Selektion an der
Rampe sowie das Aufdrehen des Gashahnes in den Konzentrations- und Vernichtungslagern Auschwitz
und Majdanek wurden stets von SS-Medizinern vorgenommen. Ohne die tatkräftige und fast
ausnahmslos freiwillige Mithilfe von Ärzten wäre die Ermordung von sechs Millionen Juden einer
halben Million Sinti und Roma sowie 300.000 geistig Behinderten und psychisch Kranken nicht
derart reibungslos möglich gewesen. Im Zentrum des Bandes steht die Frage wie Ärzte im Dritten
Reich zu Tätern wurden. Mentalitäts- kultur- und ideengeschichtliche Ansätze werden dabei
ebenso thematisiert wie sozialpsychologische Deutungsversuche oder (gruppen)biografische
Analysen. Der genuine Blick auf die jeweiligen Medizintäter bzw. die Rekonstruktion ihrer
Lebensläufe ihres (fachlichen) Umfeldes und ihrer Ideenhaushalte erfolgen aus
multiperspektivischer Perspektive. Stets aktuelle Frage: Wie wurden Ärzte im Dritten Reich zu
Tätern?