"Köln ist keine war nie eine Stadt der Literatur" konstatierte im Jahre 1980 der Kölner Autor
Jürgen Becker in seiner Laudatio auf den in Köln gebürtigen Literaturwissenschaftler Hans Mayer
der seinerzeit den Kölner Literaturpreis erhielt. Diesem Statement lassen sich zahlreiche
Verdikte über das literarische Köln in Vergangenheit und Gegenwart beigesellen die sich damals
1980 längst zu einer veritablen Tradition der Herabwürdigung formiert hatten. Als historisches
Urteil konnten diese - trotz Becker selbst trotz Heinrich Böll Dieter Wellershoff und anderen
- einige Plausibilität für sich beanspruchen. Tatsächlich stellt sich die Architektur- Kunst-
und auch Musikmetropole über Jahrhunderte hinweg als literarische Wüste dar. Das änderte sich
freilich im 20. Jahrhundert - zunächst nach 1945 zögernd dann aber just um und nach 1980
rasant. Das literarische Köln der Jahrtausendwende ist keine Wüste mehr sondern - um im Bild
zu bleiben - ein vielseitig blühender Garten. Das vorliegende Buch zeichnet diese Entwicklung
in einem von der Antike bis zur Gegenwart reichenden Zeitrahmen nach - wobei thematische
Gliederungskriterien eine genauso große Rolle spielen wie chronologische. In diesem Sinne sind
etwa den Kölner Literaturinstitutionen dem Unterhaltungsroman und der Mundartliteratur eigene
Kapitel gewidmet. Das erkenntnisleitende Interesse der Darstellung verdichtet sich in der sei
es explizit formulierten sei es im "Subtext" mitlaufenden Frage was geschehen musste damit
die beschriebenen Veränderungen überhaupt möglich wurden. Eine Literaturgeschichte Kölns gibt
es - trotz einiger verdienstvoller Vorarbeiten - bislang nicht. Das vorliegende Buch schließt
also eine Lücke in der Stadthistorie.