Karl II. genannt 'der Kahle' König von Frankreich und Römischer Kaiser der wie kein anderer
mittelalterlicher Herrscher auf die Kommemoration seines Geburtstags am 13. Juni 823 bedacht
war hat zu seinem zwölfhundertsten Anniversar keine nennenswerte Aufmerksamkeit erfahren. Auch
wenn sein traditionelles Negativ-Image seit längerem aufgehellt ist blieb seine historische
Bedeutung weiterhin unterbelichtet. Um sich in der Konkurrenz der karolingischen Teilherrscher
zu behaupten hat er virtuos und wirkungsvoll die Medien und Motive der Repräsentation und
Propaganda genutzt. Dazu gehörte neben seinem Mäzenatentum in Wissenschaft Kunst und Literatur
vor allem die Rezeption des in Patristik und Frühmittelalter christlich adaptierten antiken
Königsideals das zur wichtigsten Herrscherfunktion die Selbstdarstellung in
modellhaft-prägender Form erklärt. In enger Kooperation mit bischöflichen Helfern hat Karl
konsequent seine Rolle als 'christlicher König' gespielt und dabei zugleich den Grundstock für
das symbolische Kapital der französischen Monarchie gelegt: Vom 'Rex christianus' führt ein
gerader Weg zum 'Rex christianissimus'.