Die Studie von Moritz Herrmann befasst sich mit dem "Quilombo von Palmares" - einer
Gemeinschaft aufständischer Sklaven im kolonialen Brasilien - und deren kontinuierlicher
Präsenz in Geschichte und Gedächtnis. Sie zeigt welche Bedeutung der Erinnerung an Palmares
insbesondere in Momenten des Umbruchs zukam und weshalb sie bis heute unvergessen und umkämpft
ist. Über nahezu das gesamte 17. Jahrhundert hinweg widerstand Palmares den Angriffen der
Portugiesen. Schließlich gelang es den Kolonialherren jedoch das Quilombo zu zerstören und
seinen letzten Anführer Zumbi dos Palmares zu töten. Doch Zumbis Tod erwies sich nur als
Auftakt seiner symbolischen Unsterblichkeit. Seitdem kehrt das "Gespenst von Palmares" zurück
sei es als Zeichen der Angst der Herren vor der Sklavenrevolte als Kristallisationspunkt einer
afrobrasilianischen Identität oder in Gestalt der Utopie eines egalitären anderen Brasiliens.
Das Buch behandelt Leben und Nachleben des Zumbi sowie die Gemeinschaft die ihn hervorbrachte.
In Form einer Erinnerungsgeschichte vollzieht es den mehr als drei Jahrhunderte überspannenden
Prozess der Vermittlung dieser historischen Erfahrung nach vom kolonialen Zeitalter bis zur
Aufnahme des Quilombos in die nationale Erinnerungskultur Brasiliens im 20. Jahrhundert. Die
Untersuchung zeigt wie die Erinnerung an einen kolonialen Widerstand im postkolonialen
Zeitalter zu einem Faktor gesellschaftlicher Transitionen wurde und wie diese Umbrüche
ihrerseits dem Quilombo immer wieder neue Bedeutungen verliehen die grundlegende Fragen von
Demokratie und Fortschritt sowie das Problem rassistischer Ungleichheit betreffen.