Die Entscheidung über das Angebot großräumiger Verkehrsinfrastrukturnetze ist mit besonderen
Problemen behaftet weil sich die Vorteile einer Angebotserweiterung innerhalb eines großen
Raumes über vielfältige komplexe Interdependenzen auf viele Individuen verteilen während die
negativen Konsequenzen neben großräumigen Ökosystemen vorrangig Anwohner entlang der
Einzeltrassen betreffen. Werden die potentiell negativ Betroffenen nicht für die ihnen
entstehenden Belastungen entschädigt oder betrachten sie ihre Schäden als nicht ausgleichbar
wird es für sie rational eine Trassenrealisierung in ihrer Nähe abzulehnen und statt dessen
höhere Transportkosten bis zum nächsten Netzanschluß in Kauf zu nehmen. Als Folgen sind
langwierige Planungsverfahren psychisch und finanziell aufwendige Verhandlungen zwischen allen
Beteiligten sowie eine Realisierung von Trassen zu konstatieren die für ein europaweites Netz
weniger Relevanz aufweisen als andere deren Errichtung an fehlender politischer Akzeptanz
scheitert. Die vorliegende Arbeit untersucht welchen Beitrag institutionenökonomische Konzepte
zur Bewältigung dieser Konflikte leisten können. Im Mittelpunkt stehen Fragen der Bestimmung
von Entscheidungsträgern und der Gestaltung von Verfahren die zur Planung Finanzierung
Errichtung und Inbetriebnahme von Trassen führen. Die Analyse führt zu der Feststellung daß -
abgesehen von der Planungsentscheidung - weite Teile des Infrastrukturangebots über
privatwirtschaftliche Markt- und Wettbewerbsverfahren erfolgen können die es ermöglichen alle
relevanten individuellen Präferenzen ungeachtet einer politischen Einflußnahme miteinander zu
koordinieren. Für den Bereich der Planung werden Ansätze aufgezeigt wie durch die Akzeptanz
der Verfahrensregeln auch im Einzelfall als individuell nachteilig angesehene Entscheidungen
hingenommen werden könnten. Diese Überlegungen werden als Reformoptionen zu einer
marktwirtschaftskonformen Gestaltung der deutschen bzw. europäischen
Verkehrsinfrastrukturpolitik herangezogen. Aus dem Vorwort des Verfassers