Die Arbeit behandelt die Begnadigung in rechtsvergleichender Perspektive. Mit einer
detaillierten und systematischen Darstellung der Regelungen und der Literatur in vier
Rechtsordnungen (Deutschland Italien Frankreich Griechenland) werden die vier Schwerpunkte
der Gnadendiskussion rekonstruiert: Die Rechtsnatur der Gnadenentscheidungen die rechtlichen
Grenzen der Kompetenz die Motivation der Gnadenentscheidungen die Frage des Kompetenzträgers.
Diese Probleme werden vor dem Hintergrund großer Themen des Rechts reflektiert umfangreiche
Analysen über die Gewaltenteilung die Zwecke des Strafrechtssystems die Gerechtigkeit den
politischen Charakter des Rechts die Struktur des parlamentarischen Systems und die Funktion
des Staatsoberhauptes erlauben es über die Grenzen der Gnadenliteratur hinaus zu gehen und
etablierte Meinungen in zentralen Gnadenfragen zu widerlegen. Abschließend wird die symbolische
Funktion der Begnadigung auf rechtsphilosophischer Ebene diskutiert die Arbeit zeigt daß das
Gnadeninstitut in seiner Darstellung durch das Schrifttum ein intrasystematisches Element der
Legitimierung des Strafrechts bildet indem es als zusätzliche Richtigkeitsgarantie der
Bestrafung fungiert. Aus einer Systematisierung der Daten über die Gnadenpraxis ergibt sich
jedoch daß diese Garantie keine reale Entsprechung hat. Die Klärung juristischer Probleme der
Gnadenkompetenz einerseits und die Analyse des symbolischen Stellenwerts der Begnadigung
andererseits sind wesentliche Leistungen der Arbeit in einem vom neueren Schrifttum
unverdienterweise vernachläßigten Bereich.