Zu den Themen Nationalbewegung Nationalismus wird hiermit der dritte Teil vorgelegt. Während
sich der erste Teil mit der Entstehung der Nationalbewegung in Europa im Zeitraum von 1750 bis
1849 beschäftigte war der zweite der Entwicklung der Nationalbewegung zwischen 1850 und 1914
gewidmet. Ein vierter Teil wird sich mit dem Nationalismus in Europa nach 1945
auseinandersetzen. Die Pariser Friedenskonferenz zielte auf eine Neuordnung Europas indem sie
ihm unter anderem eine nationaldemokratische Struktur verlieh. Doch in einem System von
souveränen Staaten die sich als Nationalstaaten jeweils eines bestimmten Sprachvolks
legitimierten und darum an ihrer sprachlich-kulturellen Homogenität interessiert waren mußte
sich die Nationalitätenfrage nur noch verschärfen: Nun wurde sie zum eigentlichen
Strukturproblem für Europa. Die nationale Souveränität wie sie jetzt als höchster Wert
erschien hatte nicht nur einen konstruktiven sondern auch einen destruktiven Wert. Sie trug
mit dazu bei die Gemeinschaftlichkeit von Europa (Ranke) zu zerstören. Der amerikanische
Präsident Wilson ging davon aus daß das kollektive Sicherheitssystem des Völkerbundes und die
Gleichartigkeit demokratischer Verfassungen ein Korrektiv nationaler Vereinzelung werden
könnte. Dies erwies sich jedoch als Trugschluß. Das Völkerbundsystem krankte an dem
Mißverhältnis zwischen geforderter Universalität einerseits und seinem tatsächlichen
fragmentarischen Charakter andererseits. Die Gleichartigkeit demokratischer Verfassungen blieb
ein vorübergehender Traum. In den 20er und 30er Jahren ging die Mehrzahl der europäischen
Staaten zu totalitären und autoritären Staatsformen über die den nationalen
Souveränitätsanspruch nach innen und nach außen entweder verschärften oder aus ihm heraus einen
Herrschaftsanspruch führender Völker und Rassen über andere entwickelten. Nach einer Einleitung
befaßt sich das II. Kapitel mit den Nationalbewegungen und dem Nationalismus in übergreifenden
Strukt