Der europäische Einigungsprozeß ist an einem kritischen Punkt angelangt. Wenn die Europäische
Union politische Realität werden soll muß sie künftig auch auf internationaler Ebene
handlungsfähig werden. Hierfür hat der Vertrag von Maastricht bereits entscheidende
Weichenstellungen vorgenommen denn hier haben sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union
vertraglich auf die Entwicklung einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik verpflichtet
die in langfristiger Perspektive auch durch eine gemeinsame Verteidigungspolitik ergänzt werden
soll. Derzeit ist Europa allerdings von einem gemeinsamen Handeln noch weit entfernt. Dies ist
weniger ein institutionelles als vielmehr ein politisches Problem. Da die Zuständigkeit und
Verantwortung für die Außen- Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach wie vor bei den
einzelnen Staaten liegt müssen diese sich zunächst auf die Definition gemeinsamer Interessen
verständigen. Dies ist die unabdingbare Voraussetzung für ein erfolgreiches gemeinsames Handeln
bei der Bewältigung der sicherheitspolitischen Herausforderungen denen Europa nach dem Ende
des Ost-West-Konflikts gegenübersteht. Darüber hinaus hängen Erfolg oder Mißerfolg einer
europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik auch entscheidend davon ab ob deren
Einordnung in das transatlantische Verhältnis in einer für alle Beteiligten befriedigenden Form
möglich ist. Experten aus Politik und Wissenschaft haben am 22. und 23. September 1995 im
Europäischen Bildungszentrum Otzenhausen zu diesen für die Zukunft der Europäischen Union so
zentralen Themen referiert und diskutiert und in einer abschließenden Podiumsdiskussion
gemeinsam über die Perspektiven einer europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik
nachgedacht. Die Ergebnisse dieser Überlegungen sowie die auf dem »Forum Europa 1995«
gehaltenen Referate werden mit dem vorliegenden Sammelband einer breiteren Öffentlichkeit
präsentiert.