Die Maria-Theresianische Staatsreform im Anschluß an die Krise des Österreichischen
Erbfolgekrieges (1740-1748) und die Niederlage gegen Preußen waren der Auftakt zu einem
beispiellosen Reformzeitalter das die barocke Habsburgermonarchie für den Überlebenskampf im
internationalen Wettbewerb fit machen sollte. Am chronologischen Endpunkt des österreichischen
aufgeklärten Absolutismus stand jedoch unter Kaiser Joseph II. 1789 90 wieder eine schwere
Staatskrise die zu beweisen schien daß auch ein halbes Jahrhundert tiefgreifender
Strukturreformen die Fragilität der österreichischen Großmachtstellung letztlich nicht wirklich
zu beheben vermochte. Die europäische Mächtepolitik hatte sich nach dem definitiven Scheitern
habsburgischer Hegemonialbestrebungen 1648 1659 längst an ein Österreich gewöhnt das auf Grund
seiner schwachen weil schlecht organisierten Machtbasis nach innen und nach außen den Konsens
suchen und daher prinzipiell defensiv agieren mußte. Die Modernisierung und Militarisierung der
mariatheresianischen und josephinischen Ära vergrößerte zwar das Machtpotential und erlaubte
damit zugleich ein selbstbewußteres Mitmischen im ost- und mitteleuropäischen
Umverteilungskampf zwischen Wien Berlin und Petersburg. Außenpolitisch konnte die
Habsburgermonarchie aber weiterhin nicht so konsensfrei agieren wie Rußland als nahezu
unverwundbare Flankenmacht oder der Außenseiter Preußen. Die Kaiserkrone mit ihren
Verpflichtungen zu Ausgleich und Mäßigung machte ein ungehemmtes Ausleben machtpolitischer
Instinkte zum rufschädigenden Wagnis und die ungünstige geopolitische Konfiguration mit
gefährdeten Außenposten in den Niederlanden und Italien verwies auf die unbedingte
Notwendigkeit von bündnispolitischen Rückversicherungen.