Thema des Buches ist die Ausübung der Strafgewalt römischer Statthalter. Aufgrund der
singulären Quellenlage steht (abgesehen von einem Exkurskapitel zu Ciceros Verrinen) die
Provinz Judäa in der Zeit von 6-66 n. Chr. im Zentrum der Untersuchung und damit die Schriften
des Flavius Josephus und des Neuen Testaments. Der Autor untersucht die Strafgewalt dabei vor
dem Hintergrund der Beziehungskonstellationen und Herrschaftsstrukturen um den entsprechenden
Handlungsbedingungen der Beteiligten gerecht zu werden ihren Motivlagen nachzuspüren und den
Entscheidungs- und Ermessensspielraum des Statthalters auszuloten. Besondere Berücksichtigung
finden dabei das Banditentum die Massenproteste die Interaktion mit den Provinzialeliten und
der Einfluss des Statthalters in Syrien sowie des Kaisers in Rom. In Abgrenzung zu
rechtsdogmatischen oder politisch-ereignisgeschichtlichen Ansätzen zeigt der Autor mit
herrschaftssoziologischen Mitteln wie die Strafgewalt des Statthalters als eine Art
ritualisierte Konfliktbewältigung verstanden werden kann die zum einen noch kein von den
jeweiligen Herrschaftsinteressen funktional ausdifferenziertes Rechtsgebiet darstellte der zum
anderen aber gerade deshalb auch nicht ausschließlich Motive persönlicher Willkür unterstellt
werden können. Guido O. Kirner setzt sich dabei speziell mit beinahe kanonisch gewordenen
Thesen von Theodor Mommsen und Wolfgang Kunkel auseinander und unterzieht sie einer Revision.