Beim Bau der Autostrada Pompeji-Salerno stieß man im April 1959 im südlichen kaum erforschten
Vorfeld der Vesuvstadt auf die Reste eines antiken Hauses. Die Notgrabung konnte nur einen
kleinen Teil der großzügigen Hausanlage freilegen: ein Stück des Säulenhofs mit fünf
anliegenden Speiseräumen. In einem der Speiseräume entdeckte das Grabungsteam einen Korb aus
Flechtwerk der bis zum Rand sorgfältig gestapelt mit Urkunden gefüllt war. Dieser
Urkundenfund von Murècine ist der bedeutendste Fund römischer Prozeß- und Geschäftsurkunden
der je gemacht worden ist. Seine einzigartige Bedeutung beruht auf der großen Zahl der
gefundenen Urkunden auf ihrem ungewöhnlich guten Erhaltungszustand und auf der Vielfalt der
beurkundeten Gegenstände. Noch bevor die editio princeps 1980 beendet war setzte eine lebhafte
Interpretationsarbeit ein. Zu ihr gehören die Aufsätze die zum Teil an entlegenem Orte
veröffentlicht sind und aus Anlaß einer neuen Edition der Urkunden hier gesammelt vorgelegt
werden.