Der Sieg des kulturell hegemonialen Kapitalismus bedeutete einen ungeheuren individuellen wie
gesellschaftlichen Freisetzungsprozess. Zugleich errichtete der Kapitalismus eine neue noch
subtilere Herrschaftsstruktur bis in das Innerste des Subjekts als es die christlichen Kirchen
je vermocht hatten. Wie im Kapitalismus bestehen ohne ihm zu verfallen? Rainer Bucher zeigt
dass gerade das Christentum Ressourcen hierfür bereithält. Gegen die gewinnorientierte
Verwaltung der Welt hat das Christentum die paradoxalen Spannungen menschlicher Existenz
freizulegen: zwischen Jetzt und Noch-nicht Individuellem und Gesellschaftlichem Freiheit und
Gnadenbedürftigkeit. Das geht nur situativ risikoreich und als offenes Freiheitsprojekt. Diese
Ressourcen zur Verfügung zu stellen vielfältig leicht zugänglich ohne Integrationspflicht
ist eine zentrale Aufgabe des Christentums heute sie im eigenen Leben einzuweben aber Aufgabe
jedes in seine Freiheit gesetzten Einzelnen.