In diesem fünften Buch der Reihe Erlanger Kunststoff-Schadensanalyse wird auf die
Besonderheiten des Strukturverhaltens von Kunststoffen eingegangen um damit Schäden besser
beurteilen zu können. - Die Eigenschaften der Kunststoffe hängen stark von den Einflüssen bei
der Verarbeitung und auch der konstruktiven Gestaltung ab. Eine Folge davon ist dass die
Eigenschaften der Kunststoffe im Bauteil fast nie ausreichend mit den in einem genormten
Prüfverfahren ermittelten und denen von den Rohstoffherstellern veröffentlichen Werten
übereinstimmen denn auch diese unterliegen den Einflüssen der speziellen
Verarbeitungsverfahren zur Herstellung der Musterproben. - Ober- und Grenzflächeneffekte
insbesondere Adhäsion Benetzung und Spreitung spielen bei vielen technischen Prozessen eine
bedeutende Rolle z. B. beim Verkleben Lackieren Bedrucken Reinigen
Mehrkomponentenspritzgießen bei Reibung und Verschleiß. Oberflächenspannungen sind maßgebend
für die adhäsive Haftung die Benetzung und den Ausbreitungsdruck (Spreitungsdruck). - Die
wenigen statistisch gesicherten Analysen weisen schon darauf hin dass die Spannungsrissbildung
der größte Schadensverursacher bei Kunststoffteilen im Gebrauch ist. Um die Rentabilität zu
steigern versuchen Verarbeiter sehr häufig die Produktion zu beschleunigen. Das geht oft
einher mit höherer Belastung (Druck und Temperatur) des Materials gekennzeichnet durch
Reduzierung des Molekulargewichts (fließt schneller) und schnelleres Füllen des Werkzeugs
(stärkere Orientierung der Makromoleküle). Äußerlich sieht man nichts vorausgesetzt man hat
den richtigen Kunststofftyp ausgewählt. So führen diese nicht so einfach definierbaren
Fehlbehandlungen besonders häufig zur Spannungsrissempfindlichkeit.