Bereits in der römischen Antike war Armut ein allgegenwärtiges Phänomen. Der Unterschied zur
Moderne bestand jedoch darin dass die Römer durch ihre vorchristlich-polytheistisch geprägte
Mentalität eine andere Wahrnehmung und Wertung von Armut und den Armen hatten. Sie empfanden
Armut als Schande dementsprechend wurden bedürftige Menschen gering geschätzt und kaum
beachtet während man heutzutage gemeinhin darum bemüht ist die Lebensqualität dieser Menschen
durch karitative Maßnahmen öffentlicher oder privater Art zu verbessern.Diese Mentalität
spiegelt sich in den Ausprägungen privater Stiftungen und Schenkungen aus der römischen
Spätrepublik und Kaiserzeit wider. Zusammengefasst unter der Bezeichnung Munifizenz konnten
diese durchweg freiwillig erfolgten Aufwendungen die unterschiedlichsten Formen - von profanen
Geldgeschenken über die Errichtung öffentlicher Bauten bis hin zur Ausrichtung von
Gladiatorenspielen und Festbanketten - annehmen.Katrin Engfer untersucht anhand von
lateinischen Inschriften aus dem mittel- und süditalischen Raum wer die Wohltäter und
Empfänger solcher privaten Zuwendungen waren. Zum einen zeigt sie dabei was die römische
Oberschicht tatsächlich zum Geben motivierte zum anderen ob und inwiefern Menschen die von
Armut betroffen und damit im besonderen Maße auf die Unterstützung ihrer wohlhabenderen
Mitmenschen angewiesen waren von diesen Stiftungen und Schenkungen profitierten.