Seit dem 18. Jahrhundert sind hebräische Einbandfragmente Gegenstand des wissenschaftlichen
Interesses in Gotha. Der Katalog stellt alle bislang bekannt gewordenen mittelalterlichen
jüdischen Handschriftenreste zusammen. Sie wurden in den Deckeln und Falzen von lateinischen
und deutschen Handschriften in Inkunabeln und frühen Drucken entdeckt. Geordnet nach Gattungen
der identifizierten Schriften werden die über 230 hebräischen Fragmente beschrieben und
verschiedenen Kodizes und Provenienzen zugeordnet. Die Fragmente belegen zum größten Teil
bekannte Texte aus den grundlegenden Werken der jüdischen Traditionsliteratur im Mittelalter:
Bibel (Tanakh) Targum Bibelkommentare Babylonischer Talmud Rechtskodizes sowie liturgische
Werke (Machsorim). Daneben sind auch einige Fragmente unbekannter Schriften entdeckt worden.
Insbesondere die zahlreichen Fragmente mit liturgischen Texten lassen sich vier verschiedenen
Kodizes zuordnen die alle aschkenasischem Ritus folgen.In einer ausführlichen Einleitung geht
Andreas Lehnardt auf die möglichen historischen Hintergründe für die Wiederverwendung
hebräischer Handschriften in Gotha ein. Obwohl die genaue Herkunft der meisten Fragmente wie
der genaue Weg vieler Titel in die fürstliche Bibliothek unbekannt bleiben liefern die hier
erstmals erschlossenen Funde neue Informationen zu der bis ins Mittelalter belegbaren jüdischen
Geschichte der Stadt und der Region. Der Katalog wird durch mehrere Register Konkordanzen und
zwei Anhänge erschlossen in denen die virtuellen Kodizes rekonstruiert werden.