Im Mandäismus der einzigen noch lebendigen gnostischen Religion wurden verschiedene religiöse
Traditionen unterschiedlicher Identität reflektiert aufgenommen bewertet und damit
transformiert. Obwohl sich eine mandäische Identität erst nach der islamischen Eroberung
Mesopotamiens herausgebildet hat kann man davon ausgehen dass mandäisches Gedankengut bereits
früher in verschiedenen aramäischsprachigen Gruppen Mesopotamiens vertreten war. In seiner
Studie zur mandäischen Religion fragt Ionut Daniel Bancila danach ob sich Spuren dieses
mandäischen Gedankengutes im Manichäismus der zweiten wichtigen gnostischen Religion in der
Region nachweisen lassen. Dabei nähert er sich dieser Frage in drei verschiedenen methodischen
Herangehensweisen: Eine ausführliche Forschungsgeschichte zum Thema zeigt inwieweit frühere
Versuche die Beziehungen zwischen Manichäismus und Mandäismus zu erklären den kulturellen
Moden unterschiedlicher Epochen unterworfen waren der textvergleichende Teil der Studie
untersucht Motive im Manichäismus die sich als mandäisches Gedankengut identifizieren lassen
auf philologisch-literarkritischer Basis. In einem dritten Teil wird das mandäische
Geschichtsverständnis kritisch gewürdigt und der Versuch unternommen die Beziehungen zwischen
den beiden Religionen geographisch-historisch zu erklären.