Nur wenige Monate nach seinem Tod wurde Papst Formosus (891-896) exhumiert auf einen Thron
gesetzt und abgeurteilt. Der Widerstand der in der Folge dieser Leichensynode unter Papst
Sergius III. (904-911) verfolgten von Formosus geweihten Kleriker fand seinen literarischen
Niederschlag in Streitschriften die in der Mehrzahl von einem süditalienischen Kleriker namens
Auxilius verfasst wurden. Seine Texte bieten in immer neuer Zusammenstellung und unter Nutzung
verschiedener literarischer Formen kirchenrechtliche Argumente für die Verteidigung des
Formosus und der von ihm gespendeten Weihen. Diese Schriften sind zentral für die Zeit um 900
die zuletzt immer wieder als prägend für das sich professionalisierende Papsttum aufgefasst
wurde. Die vorliegende Edition enthält erstmals einen vollständigen kritischen Text aller
Traktate des Auxilius sowie einiger aus demselben Entstehungs- und Überlieferungskontext
stammender Texte. Sie bietet zudem eine Zusammenschau der Quellen und Vorlagen und beleuchtet
so die Rechtskenntnis in der Gegend von Neapel an der Wende zum 10. Jahrhundert. Darüber hinaus
werden erstmalig auch die Verflechtungen der einzelnen Traktate und die Entwicklung der
Argumentation sichtbar gemacht. So wird nicht nur deutlich wie die Zeitgenossen den Streit um
Formosus ausgetragen haben sondern auch die im Entstehen befindliche Gattung der Streitschrift
wird genauer betrachtet die im Zeitalter des Investiturstreits einen Höhepunkt erleben sollte.