Michail Rostovtzeff (1870-1952) gehört zu den bedeutendsten Althistorikern des 20.
Jahrhunderts. Seine beiden in den USA verfassten und von der Cambridge University Press
publizierten Werke zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Römischen Reiches und der
Hellenistischen Welt The Social und Economic History of the Roman Empire (1926) und The Social
and Economis History of the Hellenistic World (1941) prägten ganze Generationen von
Historikern und sicherten dem Autor eine herausragende Stellung in der internationalen
Altertumswissenschaft. Schon früh wurden dabei die persönlichen Erfahrungen des Althistorikers
in Verbindung zu seiner Interpretation der Geschichte gebracht. Das Leben Rostovtzeffs eines
markanten Vertreters der wohlhabenden intellektuellen Welt St. Petersburgs spiegelt die
Geschichte Russlands und Westeuropas am Ende des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in
vielfältiger Weise wider. Der Erste Weltkrieg die Februarrevolution von 1917 sowie die
bolschewistische Machtergreifung gehören zu den wichtigen Meilensteinen auf dem Entwicklungsweg
dieses Wissenschaftlers. Nadezda Fichtners Studie untersucht in vier großen Abschnitten die
familiären Kontexte die wissenschaftliche Karriere das gesellschaftliche Leben in der
russischen Hauptstadt sowie die wissenschaftspolitischen politischen und sozialen Aktivitäten
Michail Rostovtzeffs bis zu seiner Emigration im Sommer 1918.