Teile der Vergangenheit im kollektiven Bewusstsein zu halten und gezielt zu vergegenwärtigen
prägt unmittelbar auch die subjektive Wahrnehmung des Individuums. Geteilte Erinnerungen sind
eine wichtige Grundlage der Identitäts- und Gemeinschaftsbildung. Formen des Reproduzierens und
der Reproduzierbarkeit des Erinnerns die das Festhalten von Vergangenem wie das Bewahren
gegenwärtiger Erkenntnisse einschließen sind kulturell und historisch bedingt. So gehören zu
jeder Kultur des Erinnerns und Gedenkens - oder auch des Vergessens - gesellschaftliche
Auseinandersetzungen Verkettungen Krisen und Schicksalsschläge ebenso wie positiv besetzte
Momente und glückliche Begebenheiten. Um die Bedeutung der Erinnerungskultur für die vergangene
und gegenwärtige Entwicklung Chinas aufzuzeigen betrachtet der von Maria Khayutina und
Sebastian Eicher herausgegebene Band die chinesische Erinnerungskultur aus historischer
philologischer literaturwissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicherPerspektive und das
über einen langen Zeitraum vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart. Die Fallstudien der
neun Autorinnen und Autoren widmen sich so unterschiedlichen Quellen wie frühmittelalterlichen
geographischen Werken Dynastiegeschichten Song-zeitlichen Gedichten Ming-Romanen sowie
Wörterbüchern immateriellem Kulturerbe auf der UNESCO-Liste und zeitgenössischen Filmen bis
hin zu aktuellen Entwicklungen auf dem Feld der künstlichen Intelligenz.