Im Spätfrühling des Jahres 747 entwickelte sich zwischen dem krank darniederliegenden Präfekten
tomo no Yakamochi (vermutlich 718 bis 785) und dem Beamten tomo no Ikenushi (gest. 757) eine
kurzzeitige Korrespondenz mit Briefen und Gedichten. Die wie im alten China ebenfalls üblich in
Versform abgefassten Prosatexte sowie zwei Gedichte sind chinesisch die Kurzgedichte mit fünf
Versen zu 5-7-5-7-7 Silben und die Langgedichte mit mehr als fünf Versen altjapanisch verfasst
aber alle Schriftzeichen stammen aus China. Der Austausch ist im siebzehnten Band des berühmten
Man'y shu der aus über 4500 Gedichten bestehenden Sammlung Abertausender Blätter enthalten an
der sich der Übergang von einer offiziellen-höfischen zu einer privat-lyrischen Sammlung
beobachten lässt. Robert F. Wittkamp untersucht auf Grundlage des Brief- und Gedichtaustauschs
zwischen den zwei japanischen Poeten die Beziehungen der altjapanischen zur chinesischen
Literatur. Er fokussiert das Verfassen literarischer Texte und eröffnet Einblicke in die
ostasiatische Kultur- und Geistesgeschichte. Bei den Werken aus China werden vor allem um die
umfangreiche Literatursammlung Wen xuan betrachtet die bereits in der altjapanischen
Verfassung verankert und maßgeblich an der Entwicklung der japanischen Literatur beteiligt war
sowie die literaturtheoretische Abhandlung Wenxin diaolong die eher im Hintergrund wirkte.
Beide Werke stammen aus dem frühen sechsten Jahrhundert einer für die chinesische
Literaturgeschichte wichtigen Zeit und tragen bei zum Verständnis der altjapanischen Literatur.
Wittkamps Untersuchung überschreitet Fachgrenzen: Sie richtet sich an eine Leserschaft mit
Interesse sowohl am japanischen Altertum an Kulturaustausch und Ostasien an chinesischer und
altjapanischer Dichtung an ostasiatischer Literaturtheorie sowie an Geistesgeschichte
Texterzeugung und Schrift.