In den Tempeln der griechisch-römischen Zeit sind etwa 75-80% der Wandflächen von sogenannten
Ritualszenen oder Opfertableaus bedeckt und es existieren rund 250 unterschiedliche Szenen
deren Vorkommen von sehr häufig bis überaus selten variiert. Eine naheliegende aber in der
Praxis oft schwer zu beantwortende Frage ist warum eine bestimmte Ritualszene x an eben jener
Stelle einer Wand angebracht wurde an der sie sich befindet und nicht an einer anderen und -
damit verbunden - warum es sich an dieser Stelle um Szene x und nicht um eine der vielen
anderen handelt. In der vorliegenden Studie verfolgt Christian Leitz zwei Ansätze um zur
Lösung dieser Frage beizutragen. Zunächst dienen dazu Spezialstudien zu bestimmten
Ritualszenentypen deren Thematik sowohl jahreszeitlich als auch geographisch einigermaßen klar
definiert ist und die gleichzeitig weder zu selten noch zu häufig sind. Der erste Szenentypus
ist das Opfer des Chenemkruges mit einem starken geographischen Bezug zur Gegend des Ersten
Kataraktes der Triade von Elephantine mit Chnum an der Spitze und einer jahreszeitlichen
Bindung an den Neujahrstag als idealisiertem Beginn der Nilflut. Der andere Szenentyp ist das
Papyrus- und Gänseopfer mit einer fast immer eindeutigen geographischen Verortung im
Nordostdelta im 14. unterägyptischen Gau. In beiden Fällen lassen sich häufig jedoch nicht
immer Gründe für den Ort ihrer Anbringung anführen. Der zweite Ansatz ist eine Untersuchung zu
den Tagesgöttern oder Chronokraten bei denen sich viele Fälle nachweisen lassen die zeigen
dass die Chronokraten bewusst dazu eingesetzt wurden um Ritualszenen mit einer zusätzlichen
kalendarischen Information zu versehen.