Die rituelle Reinheit ist eines der zentralen Themen im Bereich der Kultpraxis denn sie
schafft den notwendigen Rahmen und die Voraussetzungen dafür mit dem Göttlichen zu
interagieren. Der Zweck und die Durchführung der rituellen Reinigung unterscheidet sich je
nachdem welche(r) Person(enkreis) oder Gegenstand gereinigt werden soll. Texte und Bilder zur
rituellen Reinigung im Alten Ägypten existieren über die gesamte Kulturgeschichte hinweg in
allen Bereichen die ein Zusammenspiel mit dem Göttlichen aufweisen.Marcel Kühnemund untersucht
das Konzept der rituellen Reinheit in den Tempeln der griechisch-römischen Epoche. Im Kosmos
des Tempels sind vier Gruppen zu unterscheiden die am Kult partizipieren und entsprechend
kultisch gereinigt werden müssen: der König die Priester die im Kult verwendeten Objekte und
die Götter selbst. Anhand der bildlichen und textlichen Quellen aus den Tempeln aber auch von
Belegen außerhalb dieser Sphäre wird die Durchführung der Reinigung und deren Zweck dargelegt.
Je nach Gruppe umfasst dieser die Transformation in einen Gott oder die Etablierung und
Erhaltung eines rituellen Raumes der der Wirksamkeit von Ritualen dient. Dabei werden immer
wieder Verbindungen zu älterem Textgut hergestellt die die lange Tradition dieser Riten
aufzeigen. Abschließend wird ein Gesamtbild der rituellen Reinheit im Tempel entworfen.