Dreißig Jahre danach versammelt literatur- und kulturwissenschaftliche Beiträge zum
Themenkomplex Mauerfall und deutsche Einheit in der gegenwärtigen Literatur Kultur und Politik
aus der Perspektive der vergangenen dreißig Jahre. Die Beiträge gewähren Einblick sowohl in
Kategorien wie Freiheit Zufall Identität und Mentalität als auch in Diskurse um Raum
Gedächtnis und Erinnerung. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Frage wie deren Deutungen und
Funktionalisierungen von den Nachwirkungen der Unwägbarkeiten gesellschaftlicher politischer
und wirtschaftlicher Wandlungsprozesse durch Mythisierung oder Dekonstruktion verschoben und
oder neu definiert wurden. Denn durch den zunehmenden zeitlichen Abstand zu den Geschehnissen
prägt vor allem Erinnerung die narrative Inszenierung von Mauerfall Wende und Nachwende
sowohl als identitätsstiftende Erinnerung an die DDR aber auch als Dekonstruktion von frühen
Mythen. Neben der wissenschaftlichen Annäherung an das Forschungsfeld bietet der Band auch zwei
Autorinnengespräche: Annett Gröschner und Tanja Dückers im Gespräch mit Ewa Pytel-Bartnik über
Berlin deutsche Geschichte und Literatur und ein Interview mit Brygida Helbig und Krzysztof
Niewrzeda durchgeführt von Magdalena Kardach das einen Brückenschlag in die Wende- und
Nachwendezeit aus der Perspektive der Migrationsschriftstellerinnen unternimmt. So füllen die
Interviews zusammen mit den wissenschaftlichen Beiträgen Lücken im Wende- und Nachwende-Diskurs
und präsentieren Literatur mit ihrem memorierenden Potential sowie mit ihrer Verwicklung ins
Politische und Soziale als einen Austragungsort politischer Spannungen und sozialer Konflikte.