Zur sogenannten hieronischen Architektur zählt die archäologische Forschung nicht nur Gebäude
die auf Initiative des syrakusanischen Königs Hieron II. (275-215 v. Chr.) errichtet wurden
sondern auch zahlreiche Innovationen und regionalspezifische Sonderformen insbesondere im
Bereich des Baudekors. Ihre Entwicklung und gezielte Verbreitung verortete man am Königshof in
Syrakus und verknüpfte sie mit herrschaftsideologischen Botschaften. Das Vorkommen der
hieronischen Architektur außerhalb Ostsiziliens ordnete man zeitlich nach der Eroberung von
Syrakus ein und führte ihre Verbreitung u.a. auf wandernde syrakusanische Handwerker zurück.
Anna-Lena Krüger versteht in ihrem Buch unter 'Hieronischer Architektur' ein zumeist implizit
verwendetes Interpretationsmodell das sie ausgehend von drei zentralen Problemfeldern die
sich aus der Anwendung dieses Modells für das Verständnis der Entwicklung der Architektur
Siziliens in hellenistischer Zeit ergeben diskutiert. Neben der Chronologie und den bislang
für das hellenistische Sizilien angewendeten Datierungsstrategien wird ausgehend vom
Hieron-Altar in Syrakus die Verknüpfung von Bauschmuck und Herrschaftsideologie sowie die
Rekonstruktion von Innovations- Verbreitungs- und Rezeptionsprozessen in den Blick genommen
und kritisch hinterfragt.