Das setsuy shu war unbestritten das populärste Lexikongenre Japans. Diese Sammlungen für den
zeitsparenden Gebrauch wurden seit Mitte des 15. Jahrhunderts über einen Zeitraum von mehr als
500 Jahren hergestellt. Ursprünglich wurden setsuy shu konsultiert um die korrekte
Schreibweise eines Wortes herauszufinden. Doch mit der Kommerzialisierung des Druck- und
Verlagswesens seit dem 17. Jahrhundert veränderten sich Aussehen und Funktion der setsuy shu
grundlegend. Die ehemaligen Rechtschreibehilfen entwickelten sich mehr und mehr zu vielseitigen
Alltagsenzyklopädien welche nun - neben den herkömmlichen Angaben zur korrekten
Schriftzeichenwahl - eine Fülle an vielen weiteren alltagspraktischen Informationen für ihre
Leserschaft bereithielten. Dazu zählten beispielsweise Auflistungen berühmter
Sehenswürdigkeiten Rezepturen zur Herstellung von Hausmitteln oder aber Umrechnungstabellen
für die unterschiedlichen Geld- und Gewichteinheiten. Ein Werk das in diesem Zusammenhang
besondere Aufmerksamkeit verdient ist der von Yamamoto Tsunechika herausgegebene Wortbeutel
der zeitsparenden Sammlung für die Frau (Onna setsuy mojibukuro) aus dem Jahr 1762. Denn dieses
setsuy shu das über einen Zeitraum von rund 50 Jahren in insgesamt neun Auflagen erschien
zählt nicht nur zu einem der populärsten Titel seiner Zeit sondern auch zu einem der
kuriosesten. Mit seiner textkritischen Edition annotierten Übersetzung und systematischen
Analyse des Wortbeutels der zeitsparenden Sammlung für die Frau bietet der vorliegende Band die
erste umfassende Untersuchung zu einem setsuy shu in der westlich-sprachigen Japanforschung und
eröffnet damit wertvolle Einblicke in die Kommerzialisierung von Wissen im japanischen Buch-
und Verlagswesen des 18. Jahrhunderts.