Um 1700 verließen die Theologen und Pädagogen August Hermann Francke (1663-1727) und Christoph
Semler (1669-1740) die ausgetretenen Pfade der Schul- und Erziehungsmethoden ihrer Zeit und
gründeten in Halle neuartige Schulen mit wegweisenden Konzepten. Im Unterricht mit Realien
also den wirklichen Dingen verbanden sie erstmals systematisch dreidimensionale Lehrmittel wie
Modelle und optische Instrumente mit neuen Vermittlungspraktiken und lebensnahen Themen aus
Natur und Technik um zeitgemäßes Wissen praxisorientiert und leicht verständlich zu
vermitteln. Der Ausstellungskatalog Total real widmet sich dieser einzigartigen
Anschaulichkeitsoffensive und blickt dabei auf frühneuzeitliche Wegbereiter der
Anschaulichkeitsidee historische Lehrmodelle die Vermittlung von Handfertigkeiten sowie
Lernorte der Franckeschen Stiftungen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vertreter:innen
aus Lernpsychologie Technikdidaktik und Germanistik führen das Thema zurück in unsere
Gegenwart und diskutieren aus unterschiedlichen Perspektiven welche Rolle Anschaulichkeit -
angesichts von Digitalisierung Virtualisierung und maschinellem Lernen - heute und in Zukunft
spielen soll.